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Datenschutz bei Stellensuche

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Gescannter Mensch; Public Domain; openclipart.org
Gescannter Mensch; Public Domain; openclipart.org

Heute geht es um ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt: Datenschutz.

Ich bin momentan auf Stellensuche. Inzwischen ist es mehr als 10 Jahre her, dass ich auf Stellensuche war, und die Zeiten haben sich definitiv geändert.

Stellensuche Damals

Ich ging ins BIZ (Berufsinformationszentrum), wo ich nach einer Liste an offenen Stellen (Informatik/Applikationsentwicklung) in der Region fragte, und bekam zwei volle A4 Seiten im Querformat ausgedruckt.

Dann suchte ich mir raus, was interessant klang, schrieb die Bewerbungen, und druckte dann einen Stapel aus (natürlich mit personalisierten Bewerbungsschreiben!), ging zur Post, und gut ist.

Die Antworten kamen dann per Post oder Telefonat. Bei Absage war eine personalisierte Begründung dabei.

Stellensuche Heute

Was schon einmal anders ist, ist, dass ich alle Stellen online finden kann. Das ist praktisch und spart Zeit.

Ich bin jedoch altmodisch und würde noch heute die Bewerbungen auf Papierweg einreichen, wenn es denn möglich wäre. Nicht weil ich mich digital nicht auskenne, sondern eben gerade, weil ich mich auskenne.

Heutzutage akzeptieren viele IT Firmen anscheinend keine Bewerbungen auf dem Postweg mehr, und wollen stattdessen eine von vielen Jobplattformen nutzen, wo die Bewerbungsunterlagen als PDF hochgeladen werden.

Dann kommt evtl. eine automatisierte E-Mail an, dass die Bewerbung erhalten wurde, und bei Absage auch eine automatisierte E-Mail, ohne Begründung.

Das ist zwar unpersönlich, aber nicht das eigentliche Problem.

Das Problem mit der Digitalisierung

Das Übermitteln der Bewerbung als PDF finde ich an sich nicht problematisch, wenn es denn sicher und datenschutzkonform passieren würde.

Das Problem liegt eigentlich darin, was (in der Praxis oft) im Hintergrund passiert.

Oftmals geht die Bewerbung eben nicht direkt an die Firma, wo ein Mensch diese anschaut und im Falle einer Absage, löscht, sondern über einen von vielen Dienstleistern, die ein Portal für das Hochladen bereitstellen.

Diese Dienstleister und dessen Portale sind teilweise amerikanisch, wo Datenschutz ohnehin ein Fremdwort ist. Die Bewerbung wird dann nach dem Hochladen per Software gescannt, um mögliche Datenpunkte zu extrahieren. Teilweise wird auch KI eingesetzt, die Daten für weitere Analysen verschluckt. Manche Dienstleister behalten sich das Recht vor, die Daten für gewerbliche Zwecke zu verwenden (vllt. wäre das Wort missbrauchen das bessere).

Die Daten werden dann auch möglichst permanent gespeichert und verarbeitet, selbst lange nach einer Absage, wo die Datenspeicherung eigentlich nicht mehr zweckmässig ist.

Wer für Datenschutz und KI sensibilisiert ist, der wird verstehen, dass diese jetzige Situation bereits ein Horrorszenario ist.

Wer das Thema noch nicht versteht, dem wird es jetzt vermutlich schwerfallen, das Problem zu sehen. Es sind eigentlich mehrere Probleme, die zwei wichtigsten jedoch sind «Datenschutz» und «Ethik beim Einsatz von KI» (aber auch wie fehlerbehaftet KI oft ist).

Diese beiden Themen müssen jedoch warten, weil sie ihre eigenen Artikel verdient haben.

Zwang zur Einwilligung

Natürlich muss vor dem Hochladen, der Datenschutzerklärung und somit der Datenverarbeitung zugestimmt werden.

In der EU gilt die DSGVO, da muss eine Einwilligung zur Datenverarbeitung komplett freiwillig erfolgen, ansonsten ist die Einwilligung nicht gültig.

Alleine schon «Melde dich zum Newsletter an und erhalte einen 10-Euro-Gutschein» ist in der EU nicht rechtens, da die Übergabe der E-Mail-Adresse nicht komplett freiwillig, sondern unter einem Lockangebot erfolgte.

Gleichermassen betrachte ich die Einwilligung zur Datenverarbeitung bei der Stellensuche (zumindest in der EU) als ungültig, da einem Stellensuchenden ohne Alternative auf dem Postweg, keine Wahl gelassen wird, und die Nutzung des Portals (und somit die Einwilligung) erzwungen wird. Es könnte vielleicht auch argumentiert werden, dass es trotz Alternative auf dem Postweg nicht gültig wäre, da die Alternative mit erheblichem Mehraufwand verbunden ist (einfach ein Gedanke).

Aber ich bin in der Schweiz, diese ist nicht in der EU und somit gilt auch nicht die DSGVO. In der Schweiz wird Datenschutz grossgeschrieben, aber eben nur geschrieben. In der Praxis gibt es oft gar keinen Datenschutz, und wenn, dann wird diese eben durch das Akzeptieren einer Datenschutzerklärung ausgehebelt (was in der EU nicht so einfach gehen würde, zumindest nicht rechtlich). Dies ist aber ein Thema, welches auch einen eigenen Artikel verdient hat.

Fazit

Für aufgeklärte Menschen ist die Situation ziemlich frustrierend, vor allem weil der Zwang besteht. Wenn mir Datenschutz etwas bedeutet, dann nutze ich halt kein Facebook. Dies ist meine Entscheidung.

Bei der Stellensuche jedoch, da wird mir die Entscheidung oft genommen.

Ein Schlaumeier würde jetzt sagen «Dann bewirb dich nicht!», tja, vielleicht wenn ich einen Topf voll Gold finde, lasse ich es sein.


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